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Kennen Sie FishBase?


Das mittlerweile bestehende Angebot an Internet-Seiten, die sich mit Fischen befassen, ist kaum noch überschaubar. Zu den wirklich wichtigen Websites gehört ohne Zweifel FishBase.

Im März dieses Jahres besuchte die Datz-Redaktion das Institut für Meereskunde an der Universität Kiel (IFM). In einer malerischen Villa hoch über der Förde liegt das Büro von Dr. Rainer Froese. Hier laufen die Fäden von www.fishbase.de zusammen.


Datz: Was ist FishBase?

Rainer Froese: Ein Online-Informationssystem über alle Fische der Welt mit dem Ziel, eine bessere Bewirtschaftung der kommerziell genutzten und einen besseren Schutz der bedrohten Arten zu erreichen. Außerdem soll FishBase dazu beitragen, allgemein bessere Kenntnisse über Fische zu vermitteln.

Datz: Seit wann gibt es FishBase? Seit wann sind Sie dabei?

R. F.: FishBase wurde 1988 ins Leben gerufen. Seit 1990 koordiniere ich das System, mit dem wir 1995 erstmals an die Öffentlichkeit traten.

Datz: Wer ist „wir“? Wer macht FishBase?

R. F.: Hinter FishBase steckt ein Konsortium von sieben Forschungsinstituten: die Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO), das Fisheries Centre der University of British Columbia in Vancouver (UBC), das International Center for Living Aquatic Resources Management mit Sitz in Penang (ICLARM), das IFM, das Muséum National d’Histoire Naturelle in Paris (MNHN), das Africamuseum in Tervuren (MRAC) und das Swedish Museum of Natural History in Stockholm (NRM).

Datz: Und wer bezahlt das Ganze?

R. F.: Finanziert wird FishBase von der Europäischen Gemeinschaft, aber auch vom Deutschen Forschungs- und Entwicklungsministerium (BMBF, BMZ) und vom Land Schleswig-Holstein.

Datz: Wer nutzt FishBase?

R. F.: Die ursprüngliche Zielgruppe – die entsprechenden Behörden jener Länder, die mit der kommerziellen Nutzung von Fischen befasst sind – macht mittlerweile nur noch ein gutes Zehntel unserer User aus. Etwas größer ist der Anteil von Firmen, die irgendwie mit Fischen zu tun haben. Der universitäre Bereich, vor allem Studenten, macht etwa ein Viertel aus. Der weitaus größte Teil der FishBase-„User-Gemeinde“ – über ein Drittel – setzt sich aus einzelnen Website-Besuchern zusammen; hierher gehören unter anderem die Angler und die Aquarianer. Der verbleibende Rest sind Bibliotheken und andere Einrichtungen.

Datz: Gegenwärtig gibt es FishBase nur auf English. Soll es denn auch eine deutsche Version geben?

R. F.: Das Übersetzen einer großen dynamischen Datenbank ist nicht einfach. Wir hoffen, dass in einem Jahr eine akzeptable automatische Übersetzung zur Verfügung steht.

Datz: Was bietet FishBase den Aquarianern und Datz-Lesern?

R. F.: Eine ganze Menge. So findet der User auf unserer Website mittlerweile über 26000 Fischarten! Mit Hilfe der zahlreichen Abbildungen kann er beispielsweise Arten bestimmen oder seine eigenen Identifikationen überprüfen. Er findet ausführliche Hinweise auf die natürliche Nahrung der betreffenden Arten. Er erfährt, wie die einzelnen Arten sich fortpflanzen. Er lernt, welche Wasserwerte (Temperatur, pH-Wert, Härte und so weiter) die Arten benötigen oder bevorzugen, was ja auch für die Aquarienhaltung wichtig ist.

Außerdem bietet FishBase ein lehrreiches und unterhaltsames Quiz. Hier kann der User sein eigenes Wissen testen, indem er Fragen beantwortet: Welcher Fisch ist abgebildet? Wie lebt dieser Fisch? Welcher Fisch macht dieses Geräusch? Und so weiter.

Datz: Kann der aquaristisch interessierte Website-Besucher, der ichthyologische Amateur, auch selbst etwas beitragen?

R. F.: Durchaus. So hat FishBase von vielen Aquarienfischen noch keine Abbildung. Wir sind ständig auf der Suche nach guten Fotos von Süß- und Meerwasserfischen, vorausgesetzt, die Arten sind wissenschaftlich beschrieben und korrekt identifiziert...

Datz: ... was allerdings für die bisher erfassten Fische keineswegs ausnahmslos zutrifft. Manche Arten sind falsch bestimmt oder mit eher mäßigen Fotos abgebildet.

R. F.: Das trifft sicher zu. Deswegen sind wir ja auch dankbar für diesbezügliche Kommentare und Korrekturen und freuen uns über jede E-Mail mit entsprechenden Hinweisen und natürlich auch Bildern.

Was Aquarienfische betrifft, hat FishBase noch großen Nachholbedarf. Vielleicht gibt es ja unter den Datz-Lesern interessierte und engagierte Fischliebhaber, die Lust haben, bestimmte Fischgruppen zu bearbeiten?

Datz: Wie könnte eine solche Zuarbeit denn aussehen? Die Lieferung von Fotos allein ist doch sicher nicht ausreichend.

R. F.: Nein. Ideal wäre es, wenn jemand zu den Bildern gleich die passenden Texte mitliefern könnte, möglichst auf Englisch. Es müssen ja keine langen Ausarbeitungen sein, sondern lediglich kurze Steckbriefe, wie sie zu vielen Arten bereits vorhanden sind.

Datz: Möglicherweise findet sich ja unter unseren Lesern tatsächlich der eine oder andere potenzielle ehrenamtliche FishBase-Mitarbeiter. Wäre nicht auch die Zusammenarbeit von FishBase mit Vereinen oder anderen aquaristischen Gruppen vorstellbar?

R. F.: Warum nicht? Jedenfalls sind die Betreiber von Websites, die sich mit Fischen befassen, eingeladen, ihre Homepage als „self-registered sites“ an FishBase anzuhängen, ob das nun Individualisten, Vereine oder andere Gruppierungen sind. Von dieser Möglichkeit haben schon viele Website-Betreiber Gebrauch gemacht.

Datz: Was sind denn „fishwatchers“?

R. F.: Das ist eine weitere Möglichkeit für unsere Website-Besucher, sich aktiv in FishBase einzubringen: Ob Angler, Taucher oder Aquarianer – fishwatcher stellen uns ihre Beobachtungen (und Abbildungen) zur Verfügung, und wir machen sie auf unserer WebSite allen Interessierten zugänglich.

Datz: Wie viele Besuche hat FishBase bislang verzeichnet?

R. F.: Allein im April hatten wir über drei Millionen Hits von über 160000 Besuchern. Wer sich für Statistik interessiert, findet solche Angaben unter „FishBase WebStats“.

Viel spannender finde ich aber, dass FishBase allen „Fischverbundenen“ wirklich viel zu bieten hat. Am besten machen sich Ihre Leser einfach selbst ein Bild, indem sie www. fishbase.de anklicken und sich dann auf der Seite umschauen. Sie werden bestimmt viel Nützliches finden und obendrein ihren Spaß dabei haben.

Datz: Den wünschen wir Ihnen bei der weiteren Arbeit ebenfalls! Vielen Dank für das Gespräch!




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